NEUMÜNSTERANER MODELL

Wie kam es dazu?

Die Palliativstation des Friedrich-Ebert Krankenhauses (FEK) versorgt jährlich über 200 Patienten mit schwer belastenden Symptomen bei unheilbarer Erkrankung. Die überwiegende Anzahl dieser Menschen wird in die Häuslichkeit, in eine Pflegeeinrichtung oder in ein Hospiz entlassen. Ausgehend von dem Gedanken, dass nur ein kleiner Teil von all den bedürftigen Menschen mit schweren Symptomen am Lebensende adäquat versorgt werden kann, entstand die Frage, wie die Weiterbetreuung verbessert werden kann. Ein Hospiz in Neumünster schied aus finanziellen Gründen aus und hätte wieder nur wenigen Menschen helfen können. Hilfreiche Impulse kamen aus der Hospiz-Initiative Neumünster, die sich schon länger aktiv mit der Frage beschäftigte, wie die Versorgung in Pflegeheimen durch den Einsatz von Ehrenamtlichen zu unterstützen sei. Ein Pilotprojekt im „Haus Berlin“ erbrachte positive Erfahrungen im Zusammenwirken von Haupt- und Ehrenamt in der Begleitung sterbender Menschen. Im November 2017 haben sich 7 von 13 stationären Pflegeeinrichtungen, die Hospiz-Initiative Neumünster, die Palliativstation am FEK und die „Spezialisierte ambulante Palliativversorgung“ (SAPV) zusammengeschlossen. Dies war die Geburtsstunde des NEUMÜNSTERANER MODELLs. Große Unterstützung bewirkte ein Besuch von Minister Dr. Heiner Garg im Juli 2018 in der Hospiz-Initiative, bei dem das NEUMÜNSTERANER MODELL vorgestellt wurde. Nunmehr fließen aus seinem Hause erhebliche Fördermittel zur Realisierung des Projekts. Zusätzlichen Aufwind bekam das Vorhaben durch die Unterstützung des Instituts für Allgemeinmedizin am UKSH Kiel. Unter der Leitung von Fr. Prof. H. Kaduszkiewicz wird eine wissenschaftliche Begleitforschung – von der „Damp-Stiftung“ gefördert – durchgeführt.

METHODEN

Was tun wir?

  • Beteiligung spezialisierter ambulanter Palliativversorgung (SAPV)
  • Bereitstellung von Kurzzeitpflegeplätzen • gegenseitige Hospitationen (Palliativstation/Pflegeeinrichtung/Hospizbegleiter)
  • Ehrenamtliche und Hauptamtliche der Hospiz-Initiative als feste Kontaktpersonen/Ansprechpartner für jede beteiligte Pflegeeinrichtung
  • psychosoziale Begleitung der Bewohner/innen in der Pflegeeinrichtung durch ehrenamtliche Hospizbegleiter
  • Beratung von An- und Zugehörigen sowie Mitarbeitern der Pflegeeinrichtungen durch die Hospiz-Initiative
  • gemeinsame Fallbesprechungen, Qualitätszirkel, Ethikkonferenzen,
  • Qualifizierung, Praxisbegleitung und Supervision der ehrenamtlichen Hospizbegleiter durch die Hospiz-Initiative
  • Angebote zur Trauerbegleitung
  • Durchführung von Informationsveranstaltungen, z. B. zum Bogen „Patienten-Anweisungen für lebenserhaltende Maßnahmen“ (PALMA Bogen), Patientenverfügung und Vorsorgeregelung
  • Fortbildungen: 
  • >regelmäßige Impulsschulungen für Pflegekräfte zu palliativer Pflege und hospizlicher Kultur (in Kooperation mit der Palliativstation des FEK)
  • >Curriculum Palliative Praxis gemeinsam für Mitarbeiter der Pflegeeinrichtungen und Ehren-amtliche der Hospiz-Initiative

ZIELE

Was wollen wir erreichen?

Sterben in Würde

  • eine umfassende hospizliche Kultur
  • die Pflegeeinrichtungen und deren Mitarbeiter durch den Einsatz ehrenamtlicher Mitarbeiter der Hospiz-Initiative ergänzend unterstützen
  • emotionale Entlastung aus dem gemeinsamen Begleiten der Sterbenden durch Mitarbeiter der Pflegeeinrichtungen und ehrenamtlichen Beglei-tern und damit Stärkung der Arbeitszufriedenheit in den Pflegeeinrichtungen
  • vermitteln von Sicherheit im Umgang mit sterbenden Menschen durch die Förderung der Palliativkompetenz bei professionellen und ehrenamtlichen Begleitern, An- und Zugehörigen
  • sichern der Versorgung am Lebensende durch den Einsatz von Gesprächsbegleitern im Rahmen von „Behandlung im Vorausplanen“ (BVP)
  • Krankenhauseinweisungen am Lebensende ver-meiden
  • die An-/Zugehörigen im Rahmen der Trauer unterstützen und begleiten

LEITGEDANKE

Sterben in Würde

„Sterben in Würde“ wird von den meisten Menschen in Verbindung gebracht mit dem Wunsch, am Ende des Lebens selbstbestimmt zu bleiben und auch entscheiden zu können, wo man seine letzte Lebenszeit verbringen möchte. 75 % der Bevölkerung äußern den Wunsch, zuhause zu sterben. Dennoch ist für 50 % das Krankenhaus, für 25 % eine stationäre Alten- und Pflegeeinrichtung der tatsächliche Sterbeort. Um nicht nur einem geringen Teil der Bevölkerung ein würdevolles Sterben zu ermöglichen – was durch ein stationäres Hospiz gegeben wäre – möchten wir die hospizliche Haltung und palliative Pflege in den stationären Einrichtungen stärken. Wenn Pflegeeinrichtungen ihre Strukturen auf eine hospizliche Grundhaltung ausrichten und offen sind für die Unterstützung durch ehrenamtliche Hospizhelfer, kann die Absicht des Hospiz- und Palliativgesetzes von 2015 realisiert werden, in dem es heißt: „Die Hospizkultur und Palliativversorgung in stationären Pflegeeinrichtungen wird sich weiter verbessern.“ Hierfür sind erhebliche Bemühungen notwendig, die nur in engen Kooperationen und einem gemein- schaftlichen Engagement dem Wunsch der Menschen nach einem würdevollen Sterben gerecht werden.

Flyer NMS Modell

 

Das Neumünsteraner Modell wird durch folgende Partner gefördert:

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